Prof. Dr. Andrew Ullmann

Gesamtreform der Notfallversorgung nötig

„Die Reform der Notfallversorgung ist ein entscheidender Schritt, um die Patientenversorgung in Deutschland zu verbessern. Die vom Bundesgesundheitsminister vorgelegten Eckpunkte sind eine gute Arbeitsgrundlage. Aber auch die Vorschläge der gesammelten Ärzteschaft werden wir ausdrücklich in unsere Überlegungen einbeziehen. 

Ein zentrales Element soll in jedem Fall die Optimierung des Erstkontaktes durch Terminservicestellen (TSS) und die 116117 sowie die 112 sein, wobei digitale intelligente Lösungen wie KI-basierte Entscheidungshilfen unverzichtbar sind. Bei diesem Erstkontakt findet die entscheidende Patientensteuerung statt und entsprechend wichtig ist die verlässliche Ausgestaltung. Die verpflichtende Kooperation zwischen Kassenärztlichen Vereinigungen und Rettungsleitstellen ist deshalb für uns nachvollziehbar und folgerichtig.  

Die pauschale Vorhaltefinanzierung zum Ausbau der TSS sehen wir kritisch, besonders da die Potenziale privater Lösungen noch nicht vollständig genutzt sind.  

Die Ausweitung telemedizinischer Leistungen ist ein positiver Schritt, doch sollte sie nicht nur auf Kassenärztliche Vereinigungen beschränkt sein, sondern alle Akteure in der Notfallversorgung einschließen.  

Die Einrichtung von Integrierten Notfallzentren (INZ) und Klinischen Integrierten Notfallzentren (KINZ) unterstützen wir, ebenso wie eine genaue Prüfung der vorgeschlagenen Eckpunkte zur Ausgestaltung.  

Berücksichtigen müssen wir auch die Leistungserbringer und die begrenzten Kapazitäten. Zeitliche und strukturelle Doppelstrukturen in der ambulanten Versorgung darf es durch diese Reform nicht geben.  

Ein zweistufiges Vorgehen ist begrüßenswert, darf jedoch nicht unnötig verzögert werden. Nur ein Gesamtpaket aus Krankenhaus-, Notfall- und Rettungsdienstreform kann die dringend benötigte Verbesserung der Patientenversorgung gewährleisten. Wir müssen erkennen, dass die Leistungsfähigkeit des gesamten Systems stark eingeschränkt ist, wenn wir diese Reformen nicht als Teil eines größeren, zusammenhängenden Ganzen betrachten.“